Aus unserer Sicht ist der Artikel – wie üblich – viel zu spektakulär dargestellt. Aber Journalisten leben von solchen Headlines. Deshalb muss man aber unbedingt kritisch hinterfragen, wo diese Miet- und Kaufpreise tatsächlich herkommen!

Natürlich steigen die Mieten und auch die Kaufpreise. Aber da jede Immobilie, jeder Käufer und jeder Verkäufer individuell sind, kann man es sich mit solchen Aussagen nicht so einfach machen, wie es die Zeitung tut.

1.) Angebotsmieten / Angebotspreise
Die betreffenden Angaben über Mietwohnungen aus Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter resultieren aus den Angeboten auf Immonet. Aus unserer Erfahrung ist Immonet ein sehr gutes und seriöses Portal, insbesondere auch für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser! Auf deren Auswertungen kann man sich verlassen.
Aber die Auswertungen basieren nun mal auf den Mieten bzw. Kaufpreisen, die die Verkäufer / Vermieter fordern. Die tatsächlichen Abschlüsse kennt Immonet natürlich nicht.
2.) Renovierungsbereinigte Mieten
Es verwundert anfangs schon sehr, dass Immonet von Mietsteigerungen in Salzgitter spricht, obwohl die Mieten aufgrund mangelnder Nachfrage eher rückläufig sind. Das liegt daran, weil Wohnungen dort oftmals renoviert werden, bevor es überhaupt zu einer Neuvermietung kommen kann.
Das macht es jedoch fast unmöglich, die Mieten miteinander zu vergleichen, denn insbesondere in Braunschweig z. B. werden Wohnungen derzeit eher selten vom Vermieter renoviert, weil er auch ohne Renovierung ausreichend Interessenten für seine Wohnung findet.
3.) Mietspiegel
Da der Mietspiegel den Braunschweiger Markt reguliert, steigen die Mieten dort, insbesondere wenn bei der Neuvermietung nicht renoviert wird, deutlich langsamer und gesünder. Deshalb sind sie aber auch besser vergleichbar bzw. die tatsächliche Steigerung besser abzubilden.
4.) Kaufpreise
Während der Mietmarkt stark reguliert ist, ist der Kaufmarkt frei. Preise kommen dadurch zustande, dass sie wirklich verhandelt werden und dementsprechend auch den tatsächlichen Markt widerspiegeln. Deshalb sind die tatsächlich erzielten Kaufpreise der bestmögliche Weg, um Preissteigerungen darzustellen – allerdings nur dann, wenn der Markt vollständig transparent ist und die Vergleichsobjekte entweder gleich oder zumindest ausstattungsbereinigt sind.
Dazu sollte man aber auch berücksichtigen, dass auf dem freien Kaufmarkt für Wohnungen und Häuser eher verhandelt wird, als auf dem Mietmarkt. Deswegen ist die Aussagekraft dieser Auswertung wiederum relativ unbrauchbar, weil sie lediglich auf dem Angebot, nicht dem Ergebnis der Verhandlungen fußt.
5.) Man kann es ja mal versuchen…
Motiviert durch Artikel wie der Vorliegende versuchen doch einige Eigentümer ihre Immobilien zu utopischen Preisen zu verkaufen – nach dem Motto „ich kann es ja mal versuchen – kostet ja nichts, wenn keiner kommt und meinen Fantasiepreis zahlt, bleibe ich halt hier wohnen.“
Solche utopischen Wünsche werden in solchen Preisspiegeln, die lediglich auf Angeboten beruhen natürlich ebenfalls berücksichtigt und verfälschen die Realität.
Die Schlussfolgerung daraus…
Am besten weiß immer noch der Immobilienmakler, was am Markt für Mietwohnungen, Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser, usw., vorgeht.
Wir Makler werden nämlich nur bei Erfolg bezahlt – wir kennen nicht nur die Angebotspreise sondern auch die echten Verkaufspreise. Wir waren auch tatsächlich in der betreffenden Eigentumswohnung, d. h. wir können echte Immobilienwerte auch ausstattungsbereinigt beurteilen.
Wenn Sie uns Makler fragen: Ja, die Immobilienpreise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen steigen in Braunschweig und Wolfsburg – ebenso wie die Mieten für die Mietwohnungen. Aber sie steigen (zum Glück) nicht so stark, wie es nach diesen unvollständigen Statistiken zu sein scheint!
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