
Der deutsche Immobilienmarkt betritt 2026 eine Phase, die viele Marktbeobachter als frühzyklisch einordnen. Nach zwei Jahren signifikanter Preisanpassungen, verhaltener Transaktionsaktivität und Unsicherheit bei Finanzierungen erwartet das Beratungsunternehmen Colliers eine spürbare Belebung in nahezu allen Marktsegmenten. Auch aus regionaler Sicht – etwa für Braunschweig und die umliegenden Standorte – mehren sich die Signale, dass der Markt vor einer Trendwende steht.
WOHNEN UND DATACENTER VOR EINER BOOMPHASE
Besonders dynamisch dürfte sich 2026 der Vermietungsmarkt im Wohnsegment entwickeln. Die Angebotsknappheit bleibt strukturell bestehen, während gleichzeitig die Bautätigkeit weiterhin auf niedrigem Niveau verharrt. Das führt laut Colliers zu einer Situation, in der Mieterwechsel, Neubauprojekte und institutionelle Ankäufe wieder an Fahrt gewinnen könnten.
Ähnliches gilt für Rechenzentren, deren Nachfrage durch Digitalisierung, Cloud-Services, KI-Anwendungen und den Energiebedarf neuer Technologien weiter steigt. In diesem Segment wird von einem überproportionalen Vermietungs- und Investitionswachstum ausgegangen.
ERHOLUNG BEI BÜRO, EINZELHANDEL UND HOTEL ERWARTET
Für den Büromarkt wird 2026 ein Übergangsjahr: Der Peak der Homeoffice-Debatte scheint überschritten, gleichzeitig steigt der Bedarf an hochwertigen, flexiblen und energetisch effizienten Flächen. Viele Unternehmen konsolidieren ihre Standorte oder suchen gezielt nach Qualität – ein Trend, der vor allem modernisierte Bestandsobjekte und ESG-konforme Immobilien begünstigt.
Auch im Einzelhandel erwartet Colliers eine Stabilisierung. Während der strukturelle Wandel weitergeht, gewinnen innerstädtische Lagen wieder an Attraktivität. Betreiberorientierte Konzepte, Gastronomie und Nahversorgung bleiben wichtige Wachstumstreiber.
Der Hotelmarkt zeigt sich 2026 weiterhin robust. Geschäftsreisen normalisieren sich, und Freizeitreisen bleiben auf hohem Niveau. Für Betreiber wie Investoren ergeben sich daraus neue Spielräume für Expansion und Modernisierung.
LOGISTIK BLEIBT STARK – ABER DIFFERENZIERT
Die Logistik- und Industrieimmobilien bleiben ein strukturell starkes Segment, wenn auch mit einer gewissen Normalisierung der Mietdynamik. Entscheidende Faktoren bleiben Energieeffizienz, Standortqualität und multimodale Anbindungen. Vor allem regionale Logistikdrehscheiben – wie der Großraum Braunschweig/Wolfsburg – profitieren vom Industriesektor und der Nähe zu Forschungs- und Produktionsstandorten.
ZINSUMFELD UND FINANZIERUNG: ENTSPANNUNG MIT SIGNALWIRKUNG
Ein wesentlicher Treiber der Marktdynamik bleibt das Zinsgefüge. Die seit Herbst 2024 eingetretene moderate Entspannung trägt bereits erste Früchte. Finanzierungen bleiben anspruchsvoll, sind aber wieder planbarer. Für Immobilienmakler und Investoren bedeutet dies: Transaktionen werden 2026 zunehmend kalkulierbar, und Verkäufer wie Käufer bewegen sich wieder aufeinander zu.
FAZIT VON JO. WOLTER IMMOBILIEN, BRAUNSCHWEIG
2026 eröffnet nach gegenwärtiger Einschätzung eine seltene frühzyklische Chance: Die Korrekturphase der vergangenen Jahre hat Angebotssituation, Preisniveaus und Erwartungen neu justiert.
Jetzt greifen positive Faktoren – von einer besseren Finanzierbarkeit über steigende Nachfrage bis hin zu strukturellem Bedarf in Wohnen, Logistik und Datencenter-Infrastruktur.
Für Eigentümer, Investoren und Projektentwickler ist 2026 daher ein Jahr, in dem strategische Entscheidungen wieder mit mehr Zuversicht getroffen werden können.
Image by Jörg Hertle from Pixabay