IHK Zeitung 2006

Wir sind ganz weit vorn!!!

Vor ca. 5-6 Jahren – ein Sessellift – irgendwo in den Alpen.

Neben mir ein netter Herr aus Frankreich. Und eh man sich anschweigt, diskutiert man eben über ein gemeinsames Thema. Europa, die Äbwägung des Für und Wider, der Ecu, der Euro – und die strengen Brüsseler Regeln. Da sagt doch dieser Franzose „Die EU ist ein fürchterliches Dickicht an Regeln, Beschränkungen und Bürokratie, insbesondere zum Thema Umwelt- und Verbraucherschutz“. Dem konnte ich nur beipflichten.

„Ich finde das gut“ fügte er hinzu „Von keinem Land wird das vollständig umgesetzt und überwacht – außer in Deutschland. Das verschafft mir, meiner Firma und meinem Land einen enormen Wettbewerbsvorteil“

Das hämische Grinsen sehe ich heute noch vor mir.

Nun haben wir das Thema Energiepaß für Immobilien. Wenn ich einen Kühlschrank oder Wäschetrockner kaufe, achte ich bewußt auf die Energieeffizienzklasse und den Verbrauch. Das macht Sinn, denn ich kann niemanden nach Erfahrungswerten befragen. Bei einer Gebrauchtimmobilie, die zur Miete oder zum Kauf angeboten wird, kann man sich ganz leicht an den Verbräuchen des Vorjahres orientieren und verschiedene Objekte miteinander vergleichen.

Nun gut – um gegen die Verschwendung von Energie weiter vorzugehen soll es den Energiepass für Immobilien geben. Alle reden darüber, aber niemand weiß so richtig, wo es lang gehen soll, kennt die Kriterien, Klassierungen und Vorgaben. Aber das ist ja auch nicht wirklich wichtig, man kann ja erstmal einen – oder besser gleich mehrere – Ausschüsse ins Leben rufen und den Mittelstand mit ein paar unausgegorenen und unnötigen Regeln quälen. Außerdem ist das auch eine Chance, künstlich noch weitere Bürokratie aufzubauen, die dann die Beschwerden der Leidtragenden (gegen eine Verwaltungsgebühr – versteht sich) bearbeitet.

Nun denn, wenn es denn der Umwelt dient, so soll es sein.
Unsere Industrie hat die besten Filteranlagen und die schärfsten Kontrollen, den besten Arbeitsschutz, die höchsten Lohnnebenkosten – bei sowas sind wir immer ganz weit vorn. Wir sind zwar kaum noch konkurrenzfähig, aber wen interessiert das schon.

In Deutschland tauscht der mündige Bürger bereits die Isofenster der siebziger Jahre aus, baut Niedrigenergiehäuser und dämmt Fassaden – und das auch ohne Zwänge, Regeln und den Energiepass, während in anderen Ländern einfache Verglasung zum Kälte- / Wärmeschutz als völlig ausreichend angesehen wird.

Wir verschwenden trotzdem jede Menge Energie auf dessen Einführung und strenge Regeln, die europaweit wieder nur Deutschland einhält.

Und ich sehe das hämische Grinsen…